Frauke Burkhardt trainiert Hunde und das schon ziemlich lange, denn sie unterrichtet seit über 20 Jahren Vierbeiner und Menschen. Zuhause ist sie mit ihrer Hundeschule in Deutschland, um genau zu sein, in Hessen. Die Hundeschule ist in Schlangenbad zu Hause. Frauke Burkhardt wollte vor 26 Jahren nur einen Hund, der gerne schwimmt und Schuhe zur Tür bringt, wenn sie nach Hause kommt. Den Hund hat sie bekommen und eine Berufung, gleich dazu. Frauke Burkhardt hat ihre eigene Linie, die Kernfrage „was macht das mit dem Hund“, steht im Fokus ihrer Arbeit. Im Interview erzählt sie über ihre Sicht der Dinge und wie sie aus Zwei-und Vierbeiner funktionierende Mensch-Hund-Teams formt. Wer Frauke Burkhardt bucht der bekommt Frauke Burkhardt und sonst nichts.
Übrigens – Wer nicht im Taunus wohnt, der kann Urlaub im Rheingau machen. Für interessierte Hundehalter bietet Frauke Burkhardt die Möglichkeit an, ein spannendes Trainingswochenende mit Hund zu erleben. Urlaub inklusive Theorie und Praxis rund um den Hund ist das Angebot.
FRAUKE BURKHARDT, SIE TRAINIEREN MEHR ALS 20 JAHRE HUNDE – WIE HAT SICH DAS HUNDETRAINING IN DIESER ZEIT VERÄNDERT?
Es ist sicher differenzierter geworden und für jeden Typ Mensch scheint es mittlerweile auch die passende Methode zu geben. Ob es für den Hund passt, ist leider oft der zweite Gedanke. Viele flotte Marketingnamen und kluge Konzepte schwirren in der Hundeszene umher und was früher unter Schadensbegrenzung lief – Der Hund sollte keine Menschen anhüpfen oder nicht wegrennen – ist zum Seminarinhalt mutiert. Es ist hochwertiger und sensibler geworden, aber auch komplizierter.
SIE HABEN AUCH EIN BUCH GESCHRIEBEN?
Zusammen mit Perdita Lübbe-Scheuermann, das ist richtig. Uns hat der “ganz normale Wahnsinn” praktisch gezwungen unsere Erfahrungen, Gedanken und Sorgen rund um das Thema Mensch & Hund neu zu betrachten. Die Kernfrage – “Was macht es mit dem Hund?” war der Auslöser für dieses Buch. Das Buch ist eine Art Wachmacher, ein Realitätscheck für uns Hundehalter und, das muss ich zugeben – ein stück weit auch eine therapeutische Massnahme für uns zwei. Dinge mussten gesagt werden, es war Zeit für klare Aussagen, fanden wir.
WIE HABEN SICH DIE HUNDEHALTER IN DEN LETZTEN 20 JAHREN VERÄNDERT?
Ich glaube, dass die Hundehalter sensibler geworden sind, was gut und schlecht zugleich ist. In vielen Dingen jedoch, hat sich nichts bis wenig getan. Ebay- und Kofferraum-Hunde gehen noch immer über die Ladentheke, als hätte nie jemand je darüber aufgeklärt was dahinter steckt. Dafür sind die Menschen, sobald sie ihren Hund haben mit großen Erwartungen unterwegs. Früher, so habe ich das Gefühl, hatten Menschen einen Hund, weil Sie Hunde liebten und gerne mit ihnen zusammen waren. Heute ist es sehr “accessoirelastig” und mir persönlich gehen da oft die ganz platten Emotionen verloren. Es geht mehr um “Was der Hund alles können und lassen soll” und weniger darum, wie der Hund eigentlich ist. Leistung statt WIR-Gefühl.
IST DER ERZIEHUNGSSTAND BEI HUNDEN HEUTE BESSER ALS FRÜHER?
Was besser ist, ist dass Hundehalter sich wesentlich mehr bemühen ihren Hund zu erziehen. Was schlechter ist, ist dass Erziehung ein dehnbarer Begriff geworden ist.
Früher gabs einen Rüffel, wenn der Hund einen Jogger angesprungen hat. Heute gibt es eine Diskussion darüber, warum der Jogger überhaupt joggen geht. Überspitzt gesprochen, aber ich glaube, dass wir hier aufpassen müssen. Wir Hundehalter haben mächtig Raum eingenommen, was ich gut finde, aber der Hund ist immer noch ein Hund und hat seine Bedürfnisse im Grunde nicht verändert. Nur wir Menschen wollen immer mehr. Das macht es mit der Erziehung nicht leichter.
FRAUKE BURKHARDT, AUF IHRER FB SEITE THEMATISIEREN SIE DIE LEINENAGGRESSION?
Immer wieder mal ein Thema, das stimmt. Ich glaube das liegt daran, dass ein Hund der seinen Halter an der Leine mit zu einer Schlägerei nimmt, ein so offensichtliches Problem darstellt, dass auch der unbedarfteste Halter erkennt – “Hey, das ist nicht lustig!” Dabei sind sicher viele Aspekte des Zusammenlebens vorher schon unstimmig.
IST LEINENAGGRESSION EIN „SCHICKSAL“?
Eher eine logische Konsequenz. Ich habe den Eindruck, dass wir in der Hundeschul- und Trainerszene den Erziehungsspagat zwischen “Kettenhalsband und Kasernenton” zu “mit Liebe und Geduld” nicht geschafft haben. Irgendwo dazwischen wabern nun unsere Hunde im luftleeren Raum umher, umgeben von besorgten und hilflosen Haltern. Wenn ein “NEIN” zum Hund in vielen Hundeschulen schon unter Vertrauensbruch läuft, wie sollen bemühte, aber unwissende Hundehalter sich da noch dem Hund gegenüber positionieren. Die weit verbreitete Methode, zu warten bis der Hund fertig ist mit dem Verfolgen seiner Ziele, um ihn dann mit Lob zu überschütten, ist aus meiner Sicht arg befremdlich. Bezogen auf einen massiv pöbelnden Hund an der Leine frage ich mich – was macht es mit dem Hund? und “was macht es aus dem Halter?”
WAS MACHEN HUNDEHALTER, DIE EINEN LEINENAGGRESIVEN HUND FÜHREN, FALSCH?
Oft wird dem Hund schlichtweg zu viel Verantwortung aufgebürdet. Wenn ein Hund zu Hause im Prinzengewand nach dem Gefolge klingelt, wird er im Außenbereich sicher nicht weniger wichtig herumstolzieren. Wer bewegt wen? Wer sich zum Keksspender macht und dem Hund keine reale Sicherheit, in für ihn schwierigen Situationen vermittelt, der wird über kurz oder lang zum Beiwerk an der Leine. Der Hund übernimmt sozusagen unsere Rolle. Sicherheit geht vor, welcher Hund möchte schon in der Gefahrenzone darauf warten, dass der Mensch endlich seine Kekstüte findet? Es braucht eine klare Haltung zu Dingen und eine gewisse Entscheidungsfreudigkeit um unübersichtliche Situationen für den Hund schnell, überzeugend und wohlwollend zu meistern.
FRAUKE BURKHARDT, SIE SAGEN: DIE UMWELT MUSS LEINENAGGRESSION NICHT TOLERIEREN! WIE DARF MAN DAS VERSTEHEN?
Ich hatte einen Text verfasst, in dem die grobe Aussage war, dass es für die Mensch-Hund-Teams, die angepöbelt werden ebenfalls belastend ist und man seine gegoogelten Trainingstipps nicht ungefragt an beliebigen Passanten austesten sollte. Das ist nicht nett und kann gefährlich werden für Hund und Mensch. Auch das Gegenüber, mit und ohne Hund hat ein Recht auf Unversehrtheit. Das Hunde an der Leine pöbeln ist ja kein neues Bild in der Gesellschaft, aber das Halter nicht mehr eingreifen um das Gegenüber wenigstens etwas zu verschonen – das ist ein neuer Trend.
Jeder Hundehalter, mich eingeschlossen, kann in eine Situation kommen, in der der Hund einfach mal nicht so kooperiert wie man es sich wünschen würde. Das ist das Leben und etwas Wahnsinn gehört ja zum Leben mit Hund dazu. Entscheidend ist aber, dass ich als Halter meinem Gegenüber, signalisiere, dass ich mich kümmere, mein Bestes tue und dann ist doch alles gut. Ich biete bei solchen Problemen ein Training mit explizit bestellten Probanden an. So können alltägliche Situationen im sicheren Raum geübt werden und die Umwelt muss nicht als kostenloser Sparringpartner herhalten.
KANN ES SEIN, DASS VERMENSCHLICHUNG DES HUNDES EIN THEMA IST, WENN ES UM LEINENAGGRESSION GEHT?
Das Hundeverhalten wird oft vom Halter falsch interpretiert und als Sahnehäubchen noch vermenschlicht. Wir Menschen sind emotional so dicht mit unseren Hunden verbunden, beobachten sie den ganzen Tag, und da sie ja “Familie” sind, bekommen sie ratzfatz eine Rolle, die nicht unbedingt jedem Hund gut bekommt. Der Klassiker “ Der will nur mal kurz hallo sagen!” sagt doch alles. Wir Menschen bringen unsere Hunde in eine Situation, die sie höchstwahrscheinlich für sich schon vor 3 Km geklärt hatten. Dann schiebt man die Kontrahenten noch an der Leine einander entgegen, weil die Halter so gerne hätten, dass die Hunde sich liebhaben und wenn das Hallo dann beim Tierarzt endet, sind die Halter enttäuscht, denn: “Das hat er ja noch nie gemacht!” So stellt man, durch negative Erfahrungen die Weichen für ein riesen Theater an der Leine. Verhalten entsteht und wir als Halter können Einfluss nehmen. Das wird oft unterschätzt.
HABEN HUNDEHALTER DIE MIT LEINENAGGRESSION ZU KÄMPFEN HABEN EINE „LESESCHWÄCHE“? HABEN DIESE MENSCHEN SCHWIERIGKEITEN IHREN HUND RICHTIG ZU LESEN?
Die Leinenaggression ist ja nur ein Symptom vieler Unstimmigkeiten, die der Halter vorab schlichtweg nicht erkannt hat. Also ja, es werden Verhaltensmuster beim Hund nicht in der Wichtigkeit wahrgenommen, in der Sie dem Halter dann draussen um die Ohren fliegen. Der Halter lässt Dinge zu, ohne zu verstehen, dass alles in einem Zusammenhang steht. Wie in unserem Buch, “Der ganz normale Wahnsinn” beschrieben, fehlt es oft an klaren Grenzen. Erst stört ein Verhalten beim Hund ein wenig, dann nervt es massiv. Die Halter haben oftmals auch ein Timingproblem. Viele Halter merken schon, dass der Hund sich etwas mehr in die Leine hängt oder einen langen Hals macht, aber halt zu spät. Die kleinen Vorboten des drohenden Kontrollverlusts entgehen den Haltern oftmals und ist der Hund erst einmal auf dem Gas, dann ist es zu spät und der Hund nicht mehr gut ansprechbar.
Würden Hundehalter den Alltag mit Hund detailliert hinterfragen, was könnte es für die Hunde in der Umwelt so einfach sein. Wer bewegt wen? Ich kann das nur immer wieder wiederholen. Der Hund zieht 10 cm an der Leine nach links und der Halter rutscht nach – woher soll der Hund denn dann wissen, dass der Mensch führt? Viele luschig gehandhabte Kleinigkeiten machen unterm Strich ein großes, chaotisches Ganzes.
WAS SIND EIGENTLICH DIE GRÖßTEN FEHLER, DIE EIN HUNDEHALTER MACHEN KANN, WENN ES UM LEINENAGGRESSION GEHT?
Ich würde mich spontan für das “tot üben” entscheiden. Hunde brauchen Zeit und eine entspannte Atmosphäre um zu lernen. Der pöbelnde Hund an der Leine entsteht ja nicht übernacht. Das bedeutet, dass es schon sehr lange holprig läuft und das in vielen Bereichen des Zusammenlebens mit dem Menschen. Der Hund soll an der Leine locker an Artgenossen vorbei schlendern, hat aber in den meisten Fällen überhaupt keinen Plan davon, was Leinegehen bedeutet. Alles will doch erst einmal gelernt werden, oder? Nun hat der Hund wochen -/ monatelang seinen Halter mit ausgestrecktem Arm Gassi geführt und von jetzt auf gleich meldet der Halter Ansprüche an. Ist das fair? Ich sage nein! Es fehlt also (mal wieder) an der Basis.
Zu glauben, dass man diese wichtigen Grundlagen auf einer überfüllten Hundewiese und unendlich vielen Außenreizen dem Hund positiv und nachhaltig vermitteln kann – sehr fragwürdig. Viel hilft nicht immer viel! Mit einem Hund der es nicht kann, immer wieder in unkontrollierte Hundebegegnungen zu rennen, wird das Hundeverhalten nicht positiv beeinflussen. Weniger ist da mehr. Das dann aber mit Qualität und positivem Ausgang fürs Team.
WIE SEHR HAT DAS PROBLEM MIT DER PERSÖNLICHKEIT DES HUNDEFÜHRERS ZU TUN?
Unsere Persönlichkeit ist praktisch das Zünglein an der Waage. Jeder Hund kann “gut” sein, wenn der Mensch zum Hund passt, kompetent führt und die Charaktere sich gut tun. Wer eher ein Leisetreter ist, nicht gerne in der ersten Reihe steht und nicht auffallen möchte, der wird mit einem Hund, der gerne nach vorne will, kernig und forsch seine Vorteile sucht schon Probleme bekommen. Es geht ja um Führung und nicht jeder Mensch ist der geborenen Chef. Da kann es durchaus schwierig werden. Der Mensch ist als aktiver Entscheidungsträger gefragt und dazu sollte das ganze noch authentisch sein. Ein schicker Anzug macht noch keinen Bankdirektor, wie wir alles wissen. Hunde lassen sich nicht täuschen.
Daher ist es so wichtig, dass Menschen sich den “richtigen” Hund zulegen und sich nicht nur von Optik und Wunschdenken leiten lassen. Ist das Kind in den Brunnen gefallen und die charakterlichen Unterschiede führen zu Probleme im Alltag, dann ist der Halter gefragt. Wer bereit ist, sich zu optimieren und über seinen Schatten zu springen, der wird durch den Hund viel über sich selbst lernen können. Hunde sind perfekte Lehrmeister um ganz schnell die eigene innere Mitte zu finden.
HAT LEINENAGGRESSION EHER MIT ANGST ODER MEHR MIT DOMINANZ ZU TUN?
Das ist zuviel schwarz-weiß Denken. Dominanz ist ja ein Beziehungsding und da sind wir wieder bei meinen Ausführungen, dass die Basis stimmen muss. Wenn der Hund derjenige ist, der die Entscheidungen trifft, täglich erfolgreich seine eigenen Ziele verfolgt und auch erreicht, dann wird er höchstwahrscheinlich auch derjenige sein, der die Entscheidung in der Hundebewegung trifft. Es gibt immer einen, der es macht und einen anderen, der es mit sich machen lässt. Der Halter sollte hier der Macher sein, ganz klar! Wenn der Hund zwei, drei, viermal was für sich entscheidet – wenig spektakulär. Läuft es aber immer so, dann hat der Halter irgendwann ein ernsthaftes Problem. Ein selbstgemachtes, das unschön für beide Seite ist, aber auch lösbar.
Hinschauen lohnt sich hier. Die Angsthund-Karte wird auch sehr schnell gezogen. Es geht immer um Führung und dass der Halter souverän, wohlwollend und vorausschauend mit seinem Hund agiert. Will der Hund lieber ausweichen, weil es ihn gruselt, wird dann aber in die Verantwortung gezerrt – was soll er tun außer kundtun, dass er keine Artgenossen treffen möchte. Der Halter entscheidet, wie es läuft und was der Hund in solchen Situationen langfristige lernt.
WIE REALISTISCH SCHÄTZEN SICH HUNDEHALTER IN IHRER WIRKUNG AUF IHREN VIREBEINER EIN?
Ich kennen viele Halter, die ein super Gefühl für sich und ihren Hund haben, aber auch mindestens genauso viele, die sich ihrer Wirkung auf den Vierbeiner sehr wenig bewusst sind. Die Halter sind durchaus überrascht, wie viel sie ihren Hund beeinflussen ohne es zu bemerken. Da sind die Erwartungen, die Ängste, die Dinge, die der Halter selbst wirklich doof findet und der Hund, der diese ganzen Emotionen dann spiegelt. Hundeerziehung hat viel mit Selbsterkenntnis zu tun. Ich frage meine Kunden beim Training immer Dinge wie: Was glauben Sie, wie Ihr Hund sie sieht? Was erwarten Sie von Ihrem Hund? Warum haben Sie genau diesen Hund? Natürlich noch so einiges mehr, aber das führt hier zuweit.
Ich gebe meinen Kunden gerne Raum um Dinge auch einmal laut zu durchdenken, denn der Mensch macht den Hund. Jeder kann doch jedem Hund ein Sitz beibringen, aber nicht jeder Mensch kann einen Hund bedingungslos annehmen so wie er ist. Ich entschlüssle in meinem Training die Ecken und Kanten von Hund und Halter und dann findet sich irgendwo ein gemeinsamer Nenner und schon wird vieles leichter. Hundehalter wollen gehört und verstanden werden, dafür sind wir Trainer in erster Linie da und dann klappts auch mit der Selbsteinschätzung.
WIE REALISTISCH SCHÄTZEN SICH HUNDEHALTER IN IHRER AUßENWIRKUNG EIN?
Es gibt glaube ich drei Kategorien. Da sind die “Egalos”, da pinkelt der Hund beim Tierarzt, unter den Augen des Halters an den Medizinschrank und es ist nicht mal ein “Ups, das tut mir leid” wert. Oder die Halter, die z.B. direkt mit einer 5 Meter Schleppleine in den überfüllten Futterladen gehen, damit das Hundi sich selbst was schönes aussuchen kann. Für diese Halter ist alles gut, denn sie hatte nicht vor etwas anders zu machen. Auch eine konsequente Haltung. Aber was sagt das über Hundehalter aus?
Dann gibt es noch die Ratlosen, die durchaus merken, dass sie ihren Hund in der ein oder anderen Situation nicht im Griff haben. Ihnen ist es peinlich und da ist viel Scham involviert. In der Öffentlichkeit den Hund maßregeln unter den neugierigen Blicken der anderen, das ist schwierig. Dazu braucht es ein breites Kreuz und man muss zu dem was man tut auch stehen können. Also ertragen sie verloren und hilflos die Situation und warten, bis alles vorüber geht. Aber sie wissen, dass da etwas aus dem Ruder gelaufen ist.
Und dann gibt es noch die wandelnden Radarfallen. Sie nehmen die Umwelt wahr, kümmern sich um ihren Hund, so dass er sicher und unauffällig durch unsere menschenlastige Welt kommt. Sie sind aufmerksam, vorausschauend und davon braucht es einfach noch mehr!
WER IST SCHWERER ZU TRAINIEREN? DAS OBERE ENDE DER LEINE ODER DER HUND?
Die Frage stelle ich mir gar nicht. Ich kann Mensch, ich kann Hund, mit beiden zusammen lässt sich so viel Positives erleben. Ich bin auch in der glücklichen Lage, dass viele Mensch-Hund-Teams zu mir kommen um wirklich etwas zu verändern. Ich habe kaum “Alibi-Kunden” die drei Stunden buchen, nur zweimal kommen und dann sagen: “Ich hab ja alles probiert, die Frau B. kann uns auch nicht helfen!” Wenn die Bereitschaft da ist, sich auf seinen Hund und seine eigenen Besonderheiten einzulassen, dann kann so viel Gutes entstehen. Ich muss wenig auf Sitz, Platz, Fuss herumreiten, es geht bei mir immer um das WIR-Gefühl. Man muss mögen was ist, wer das kann – der hat auch weniger Probleme mit seinem Hund.
WIE AUSGEPRÄGT IST DAS PROBLEMBEWUSSTSEIN BEI HUNDEHALTERN?
Hundehalter machen sich durchaus viel mehr Gedanken als noch vor zehn Jahren. Die Welt ist voller geworden, jeder hat (so scheint es) einen Hund und wir Hundehalter sind nicht mehr so unbeobachtet. Das macht Druck, man wird ja auch gerne mal von anderen Hundehaltern oder Passanten ohne Hund ungefragt auf Dinge angesprochen. Das macht schon einen Unterschied. Hundehalter sind heute mehr in der Pflicht nicht unangenehm aufzufallen.
EINE LETZTE FRAGE ZUR HUNDEERZIEHUNG: WAR ES „FRÜHER BESSER“ ODER SIND WIR AKTUELL SCHON WEITER ALS VOR 20 JAHREN?
Hier greife ich meine ersten Antwort noch einmal auf. Wir sind sicher weiter und viel hellhöriger, was die Belange unserer Hunde angeht. Das macht Hoffnung, dass wir auch wieder die goldene Mitte finden. Früher waren wir klarer zum Hund, es gab NEINs und das ohne schlechtes Gewissen. Das Resultat des “grenzenlos nett” – Trends hat die Tierheim nicht leerer werden lassen. Denn in den Tierheimen finden wir unzählige Hunde, die nie Grenzen kennengelernt haben, die keinen Frust ertragen können und sich mit ihren Zähnen zum Ziel fressen.
Ich möchte hier gerne noch das Projekt Start ins neue Leben von Perdita Lübbe-Scheuermann nennen. In diesem Projekt findet sich ein solider Querschnitt von den Hunden, die Opfer unseres “Tüttelwahns” geworden sind. Wir müssen wieder realer mit unseren Hunden umgehen. Fair, wohlwollend, aber mit dem Bewusstsein, dass der Mensch die Verantwortung trägt und für Sicherheit sorgt. Ich würde mir wünschen, dass Hundehalter mehr darauf schauen, was ihre Hunde wirklich von ihnen brauchen und nicht danach gehen, was für Sie der einfachste Weg wäre. Wer möchte nicht lieber nur streicheln und füttern? So funktioniert es aber leider nicht, wenn wir uns mit “unauffälligen” Hunden umgeben wollen.
EIN BUCH GIBT ES ÜBRIGENS AUCH (Link im Bild)
Der Text zum Buch hält was er verspricht: „In rasantem Tempo, mit viel Wortwitz und Humor schreiten die Autorinnen durch die Hundeszene und halten Hundehaltern, Trainern, Züchtern, Tierschützern und sich selbst den Spiegel vor. Immer wieder muss man herzhaft lachen, doch auch trocken schlucken, denn die eigenen Verhaltensweisen und alle Entscheidungen, die man in Bezug auf den Hund trifft, haben direkte Auswirkung auf ihn. Man sollte sich also gut überlegen, was man selbst so tut! Erstaunliche Einsichten und großes Lesevergnügen: das ideale Geschenk für Hundefreunde.“ Wer auf der Suche nach einen guten Buch zum Thema Hund ist, wird hier sicher nicht enttäuscht. Man bekommt den „ganz normalen Wahnsinn“ wahlweise beim Kosmos Verlag oder bei Amazon.
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