Hunde binden sich eng an den Menschen, der Preis für diese Bindung ist die daraus entstehende Abhängigkeit. Für einen Vierbeiner bricht seine Welt zusammen, wenn er plötzlich im Tierheim landet. Der Hund sucht, im Gegensatz zum Menschen, zwar nicht die Schuld bei sich selbst aber er leidet trotzdem unter diesem Vertrauensbruch. Die meisten Hunde die im Tierheim landen zeigen in ihrem Verhalten Desorientierung und Depression. Manche verweigern das Futter, andere entwickeln Stereotypien. Daher sollten Menschen die einen Vierbeiner in ihr Leben aufnehmen sich klar sein, dass sie einen Pakt mit dem Hund schließen. Vertrauen und Liebe gegen lebenslange Verantwortung. Das bedeutet, dass man die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre gemeinsam durch dick und dünn geht. Hunde „entsorgen“ ist jedenfalls keine Lösung.
Denn Hunde brauchen „ihren“ Menschen
Hunde sind soziale Tiere und ihr Sozialpartner Nummer Eins ist der Mensch. Ein Vierbeiner, auch jene die vielleicht nicht so gut „funktionieren“, liefert sich seiner Bezugsperson aus. Seine Welt ist auf diesen einen Menschen fokussiert. Das hat mit Vertrauen zu tun und mit Hingabe – denn letztere entsteht aus dem Vertrauen. Wenn der Mensch nun dieses bricht, dann reagieren die meisten Hunde negativ darauf. Wie genau sie reagieren, ist von Charakter des jeweiligen Vierbeiners abhängig. Tierheime leisten zwar viel, wenn es darum geht die Hunde so gut wie möglich zu versorgen aber sie können den „einen Menschen“ nicht ersetzen. Findet sich dann ein neuer Zweibeiner, dann dauert es meist einige Zeit bis der Hund wieder Vertrauen fassen kann.
Die Geschichte von Rico ist eine traurige Geschichte
Der kleine Hundemann hatte bereits ein bewegtes Leben hinter sich und landete dann auf seinem „Lebensplatz“. Aber der ging ihm plötzlich verloren. Was immer die Hundehalterin dazu bewogen hat den Hund abzugeben, was immer die „privaten Probleme“ waren, die zu der Abgabe geführt haben – für Rico ist eine Welt zusammengebrochen. Hunde „entsorgen“ ist keine Lösung. Denn er wird es mit seinen neun Jahren schwer haben einen neuen Platz zu finden. Dazu kommt, dass Rico einer brachyzephalen Rasse angehört, das bedeutet die Tierarztkosten können hoch werden. Das hat sich herumgesprochen. Wer nimmt einen Hund der nicht nur alt, sondern auch teuer in der Erhaltung ist?
Der Rüde ist mit seinen neun Jahren schon weit gereist: laut Impfpass wurde er in der Ukraine geboren, war dann er in Dubai – und von dort ging es ins Rheinland. Dort lebte er bei seiner Besitzerin glücklich und zufrieden, bis diese ihn jetzt wegen privater Probleme abgeben musste.
Tierheim Dellbrück
Aufgrund von Corona haben sich viele Menschen einen Hund angeschafft
Laut Tierschutz Austria nimmt das Problem der „Corona-Hunde“ bereits Gestalt an. In einer Presseaussendung mach der Verein darauf aufmerksam. „Die Befürchtungen wurden leider wahr – und das sogar noch früher als gedacht: Die Corona-Pandemie ist zwar noch nicht ausgestanden, die Lockerungen der Maßnahmen in Österreich führen aber bereits jetzt dazu, dass Tiere, die während der Pandemie unüberlegt angeschafft wurden, in den Tierheimen landen oder ausgesetzt werden. Vor allem Hunde boomten und sind davon nun besonders betroffen„. Der Trend Hunde zu „entsorgen“, die dann doch nicht in das eigene Leben passen ist besorgniserregend.
Die Abgaben von Hunden haben sich verdreifacht
Bis vor kurzem war davon im Tierschutzhaus Vösendorf von Tierschutz Austria (TSA, der neue Auftritt des Wiener Tierschutzvereins) noch nichts zu spüren. Jetzt hat dieser traurige Trend leider auch Österreichs größtes Tierheim erreicht. So haben sich die Abgabeanfragen bei Hunden seit kurzem im Vergleich zum Normalzustand verdreifacht, was auch das TSH Vösendorf langsam an seine Kapazitätsgrenzen bringt. Das Gros dieser zusätzlichen Hunde wurde tatsächlich als Welpe während der Pandemie angeschafft, Verhaltensauffälligkeiten durch mangelnde Kenntnis in puncto Hundeerziehung sind bei diesen Vierbeinern leider kein Einzelfall. Überforderung ist übrigens kein guter Grund Hunde im Tierschutz zu „entsorgen“
Eine Ausnahmesituation ist keine gute Zeit um einen Hund anzuschaffen
Genau das wollte TSA seit Anbeginn der Pandemie vermeiden und hat daher stets an die Bevölkerung appelliert, die Anschaffung eines Hundes bzw. Haustieres in diesem Zeitraum zu überdenken. Bei allem Verständnis für Isolation, Einsamkeit oder auch Langeweile: Die Pandemie ist ein denkbar schlechter Zeitpunkt für den Einzug eines tierischen Familienmitglieds, da es sich nicht um normale Zeiten handelt. Sobald der Alltag wiederkehrt, man wieder ins Büro muss, soziale Kontakte pflegen will, etc. kann man sich mit einem tierischen Mitbewohner, der viel Verantwortung bedeutet und auch Zeit und Geld kostet, schnell überfordert sehen. Leider haben sich dennoch viele Menschen die gut gemeinten Apelle, die nicht nur TSA, sondern auch viele andere Organisationen an sie gerichtet haben, nicht zu Herzen genommen.
In diesem Zusammenhang appelliert TSA einmal mehr an die Bevölkerung: Die Anschaffung eines Haustieres sollte stets wohlüberlegt sein und nicht überhastet getroffen werden. Die Faktoren Zeit, Geld, Verantwortung und Lebenssituation sollten dabei im Vorhinein immer abgewogen werden.
TSA ots 14.06.2021
Wenn, dann sollte man dem Hund das Tierheim ersparen
Das Team von TSA will dem nun entgegenwirken. So versucht man durch Beratung eine Abgabe im Tierheim zu verhindern. Der Verein bietet Trainingsmöglichkeiten an und diskutiert mit den Abgebern über Lösungsvorschläge, um eine Abgabe zu verhindern. Fruchtet dies nicht, wird stattdessen auch die Aufnahme in die so genannte Privatvermittlung, ein kostenloses Service von TSA, angeboten. Dabei muss ein Fragebogen zum Tier ausgefüllt werden, das Tier verbleibt beim Besitzer. Sollten sich Interessen für dieses Tier melden, wird der Kontakt weitergeleitet. So wird dem Tier ein Aufenthalt im Tierheim erspart.