Illegaler Welpenhandel und Pandemie

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Die Veränderungen, die aufgrund der Pandemie verursacht wurden, haben dazu geführt, dass die Nachfrage nach Hunden groß ist. Welpen stehen hoch im Kurs, die Nachfrage nach Babyvierbeinern ist größer als das seriöse Angebot. Hundehändler und Vermehrer haben das schnell erkannt und sie haben auf die neuen Möglichkeiten, die der Markt bietet, reagiert. In einem dogNEWSdieSEITE vorliegenden Fall ist ein Illegaler Welpenhandel für Vier-und Zweibeiner noch relativ gut ausgegangen, der Welpe hat seine „Parvo“, so nennt man in der Umgangssprache die hoch ansteckende und akut verlaufende Infektionskrankheit Parvovirose, überlebt. Ob der Hund bleibende Schäden davongetragen hat, lässt sich noch nicht sagen. Es ist ein Fall von vielen, denn illegaler Welpenhandel bedingt die Verbreitung von Parvovirose. Wien geht nun aktiv gegen illegalen Welpenhandel vor.

Welpen sind immer putzig

Der Fall Bella und Sabine ist kein Einzelfall

Die Namen sind verändert aber der Fall hat folgendermaßen stattgefunden. Sabine ist ein junges Mädchen auf der Suche nach den ersten eigenen Hund. Sie träumt davon den Vierbeiner später zum Assistenzhund auszubilden. Diesen Wunsch tut sie auf der sozialen Plattform Facebook kund. In einer Hundegruppe wird sie darauf von einer, laut Profil, ebenfalls jungen Frau mit ungarischen Wurzeln angeschrieben. Zuerst geht es um Staffordshire Welpen, angeblich mit Papieren aber die finden andere Käufer. Die Vermittlerin, die sich Lena nennt, empfiehlt Sabine Hunde aus einem Wurf von Mischlingen. Die Golden Labrador-Retriever-Mischung soll 500€ pro Stück kosten. Das ist relativ teuer, denn die Hunde sind in Ungarn auf die Welt gekommen, angeblich waren sie ein zufälliger Wurf der Familienhündin des Verkäufers. Lena verspricht, dass die angeblich 10 Wochen alten Tiere gechipt, entwurmt und geimpft sind. Man einigt sich auf eine Übergabe des Hundes auf einer Tankstelle in Grenznähe zu Ungarn. Sabine hat die Elterntiere nur per Video gesehen. Für Bella wechseln 250€ den Besitzer, der Rest soll später folgen.

Ein Tier bedeutet Verantwortung, das betrifft auch die Anschaffung

Bella ist krank

Der Welpe ist allerdings krank, das merkt Sabine schnell, denn der Hund ist so krank, dass er in eine Tierklinik muss. Die Diagnose die gestellt wird ist Parvovirose. Es ist zunächst unklar ob die kleine Hundedame überleben wird. Sie hängt am Tropf und ihr Leben hängt an einem seidenen Faden. In der Tierklinik stellt man schnell fest, dass Bella nicht 10 Wochen alt ist sondern bestenfalls 8 Wochen und vermutet, dass sie noch nie geimpft wurde. Mehrere Tage muss Sabine um das Leben des kleinen Hundes zittern aber Bella hat Glück. Einige Tage später ist sie über den Berg und darf nach Hause. 350€ hat Sabine an die Tierklinik überwiesen, die zweite Rate an den Vermehrer will sie nicht bezahlen. Lena, die Vermittlerin wird vermutlich nicht insistieren, der Vermehrer in Ungarn auch nicht. 250€ sind kein schlechter Preis für einen 8 Wochen alten Mischlingswelpen. Illegaler Welpenhandel funktioniert über die Masse, so ist der Gewinn trotz Billighund hoch.

Illegaler Hundehandel verursacht Tierleid

Lenas gibt es viele im Netz

Illegaler Welpenhandel schafft neue „Arbeitsplätze“. Die Vermehrer, die meist in den östlichen Nachbarländern beheimatet sind, brauchen aufgrund der sprachlichen Barriere und zwecks Anonymität Vermittler. Auf Facebook gibt es Profile die in verschiedenen Hundegruppen unterwegs sind. Wenn sie einen potentiellen Käufer ausmachen, dann schreiben sie diese Person an. Klappt das Geschäft, so kassieren sie eine Provision. Ist der Hund krank und der Käufer daher unzufrieden, weisen die Vermittler die Schuld von sich. Die Vermehrer sind durch dieses Vorgehen ebenfalls relativ geschützt, ihr einziges Risiko ist die Übergabe des Hundes. Die wenigsten angehenden Hundehalter interessieren sich für die Identität des Verkäufers, solange der Hund billig ist und pünktlich geliefert wird. Wenn der Hund erkrankt, dann erinnert sich der Kunde bestenfalls an einen schwarzen Kombi mit ungarischen Kennzeichen, davon gibt es aber leider viele.

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Die Verlierer sind immer die Hunde

Die Entwöhnung von Mamas Zitze beginnt um die vierte Lebenswoche und sollte bis zur achten Lebenswoche abgeschlossen sein. Das ist das Alter in dem die meisten Vermehrer ihre Ware verkaufen. Sie preisen diese gerne als „geimpft und entwurmt“ an. Das ist impftechnisch nicht möglich, denn die Grundimmunisierung bei Welpen sollte nicht vor der achten Lebenswoche und bis spätestens zur zehnten Lebenswoche stattfinden. Wenn der Schutz durch die Antikörper der Mutter (die anfangs durch die Muttermilch weitergegeben werden) nach der Saugphase langsam nachlässt, kann im Alter von acht Wochen mit der Grundimmunisierung begonnen werden. Illegaler Welpenhandel ist gewinnorientiert. Die meisten „Netzschnäppchen“ sind nicht geimpft, selbst wenn ein Impfpass vorhanden ist, muss die Impfung nicht stattgefunden haben. Vermehrer wissen gut, wie sie an gefälschte Impfpässe herankommen. Daher verwundert es nicht, wenn viele Welpen aus dubioser Quelle mit Parvo zu ihren Neubesitzern kommen.

Infografik „Hunde impfen“ VETmed

Parvovirose ist kein Spaß

„Parvo“ ist eine hochansteckende Infektionskrankheit bei Hunden, die unbehandelt meist tödlich endet. Die Behandlungskosten sind in der Regel hoch und die Chancen auf eine völlige Genesung des Hundes keine 100%. Es handelt sich um eine Virusinfektion, die durch das Canine Parvovirus (CPV) beim Hund hervorgerufen wird. Das Virus vermehrt sich v.a. in den Krypotenzellen des Dünndarms, den Knochenmarkszellen sowie in den lymphatische Zellen in Thymus und Milz. Die Parvoviren sind äußerst widerstandsfähig und bleiben zum Beispiel bei Zimmertemperatur im Kot mindestens 6 Monate ansteckungsfähig. Wer sich die Krankheit in die eigene Wohnung einschleppt, sollte spezielle Desinfektionsmittel anwenden um sie sicher loszuwerden. Die Ansteckung erfolgt in der Regel fäkal-oral durch kotkontaminiertes Futter oder Gegenstände (Hundespielzeug, Kleidung). Hundezonen sind übrigens ein Ort wo sich Hunde sehr leicht Parvovirose holen können.

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Illegaler Welpenhandel ist der Luxusjet für Parvoviren

Werden kranke Hunde importiert, dann gefährdet das auch die heimische Hundepopulation. Auch wenn in Österreich und Deutschland viele Hunde geimpft und daher immunisiert sind, wenn Parvoviren eingeschleppt werden, stellen sie eine potentielle Gefahr dar. Daran denken Menschen wie Lena oder Sabine nicht. Lena ist es vermutlich generell egal und Sabine verlässt sich auf Lena, die sagt, dass der Welpe geimpft ist. Die TOW (Tierschutz Ombudsstelle Wien) schlägt Alarm, denn aktuell werden etwa 40 Prozent mehr Welpen, als vor Beginn der Corona-Krise, mit der lebensgefährlichen Infektionskrankheit Parvovirose an der Veterinärmedizinischen Universität Wien behandelt.

Sie riskieren damit nicht nur großes Leid bei Ihrem Tier und Ihnen, sondern gefährden auch die Gesundheit anderer Hunde und Katzen

Eva Persy, Wiener Tierschutzombudsfrau 2021 ots
Welpen dar man nicht nur als „Ware“ sehen

Mit der WAU-Methode gegen illegalen Welpen-Handel

Die Tierschutzombudstelle rät HundeinteressentInnen, bei der Suche nach einem neuen Begleiter nach der WAU-Methode, dem tierschutzgerechten 3-Schritte-Plan für eine vernünftige Hundeanschaffung, vorzugehen. „Wissen aneignen, Angebot im Tierheim checken, Unterstützung bei der Suche von ExpertInnen wie der Tierschutzombudsstelle oder den Sachkundekurs-AnbieterInnen einholen: Werden die einfachen Empfehlungen Schritt für Schritt befolgt, dann vermindert diese umsichtige Vorgangsweise bei der Suche nach einem Hund das Risiko, ein krankes Tier von unseriösen HändlerInnen zu kaufen“, betont Eva Persy.

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Die Gesetze werden strenger aber trotzdem ist Eigenverantwortung gefragt

Illegaler Welpenhandel ist kein neues Phänomen. Es gibt sehr gute Broschüren im Netz, wie zum Beispiel „illegalerwelpenhandel.at“ von der Ös­ter­rei­chi­sche Tier­ärz­te­kam­mer, die vor den Konsequenzen warnen. In der Onlinebroschüre steht unter anderem zu lesen: „Um die Tiere loszuwerden, bevor sie an den todbringenden Seuchen erkranken, werden die Welpen zu früh in einem Alter von 6 bis 7 Wochen vom Muttertier getrennt. Dokumente oder Impfeinträge werden gefälscht, nicht selten werden Mischlinge als Rassetiere oder Rassetiere mit manipuliertem Stammbaum verkauft. Nach langer Fahrt im Kofferraum werden die Welpen an öffentlichen Orten oder über Mittelsmänner in Wohnungen verkauft. Schnell-Vermehrer achten nicht auf die Gesundheit der Elterntiere. Somit werden genetisch bedingte und degenerative Erkrankungen wie z.B. Hüftdysplasie (HD) und Kniescheibenluxationen an die Welpen weitergegeben„. Wer einen billigen Hund aus dem Kofferraum kauft, muss sich dieser Konsequenzen bewusst sein.

Diese Broschüre ist lesenswert LINK IM BILD

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