Für die Hundewelt ein Aufreger: tieranzeigen.at verbietet Qualzucht. Laut Internetplattform tieranzeigen.at wird die Vermittlung von Qualzuchtrassen auf der Internetplattform eingestellt. Dieses Verbot gilt ab 1.März 2021 für über 35 Rassen, darunter der Mops, der Chihuahua und die Perserkatze. Markus Paß, der Gründer und CEO von tieranzeigen.at war bereits in der Vergangenheit ein Vorreiter, wenn es um eine tierschutzgerechte Regulierung von Internetbörsen für Tiere geht. Für den Tierschutz ist das eine erfreuliche Nachricht, für betroffene Züchter und Rasseliebhaber dagegen weniger. Der Gründer von tieranzeigen.at ist mit seiner Idee durchaus im Trend, auch ebay will denn Verkauf von Qualzuchtrassen beschränken
Keine Vermittlung von Qualzuchtrassen auf tieranzeigen.at ab 1.März 2021
Tieranzeigen.at (Österreich) und Tieranzeigen.com (Deutschland) hat sich in diesem Zusammenhang entschlossen Qualzucht zu verbieten. Es sei eine Entscheidung im Sinne des Tierwohls und dem Schutz vor unüberlegten Käufen. In einem ersten Schritt werden der Handel von über 35 Hunde- und Katzenrassen ab dem 01.03.2021 auf seinen Plattformen verboten. Auf der Tierbörse findet sich ein Artikel zum Thema Qualzuchtverbot. Es ist eine Erklärung aus der Perspektive der, in Gerasdorf bei Wien ansässigen, Betreiber der Tierbörse.
Tieranzeigen.at hat sich in diesem Zusammenhang – vor allem im Sinne des Tierwohls und dem Schutz vor unüberlegten Käufen – in einem ersten Schritt dazu entschlossen, den Handel von über 35 Hunde- und Katzenrassen ab dem 01.03.2021 auf unseren Plattformen zu verbieten.
OTS tieranzeigen.at 21.2.2021
Qualzucht per Definition von tieranzeigen.at
Gerasdorf bei Wien (OTS) – Qualzucht definiert sich durch das bewusste Verpaaren zweier Tiere, die mit ganz bestimmten Merkmalen ausgestattet sind. Aufgrund deren Ausprägung bei der Nachkommenschaft Schmerzen, Leiden und gesundheitliche Schäden auftreten. Das Eigentliche Zuchtziel soll aber das physisch gesunde Tier mit einer starken Psyche sein.
Das Brachyzephale Syndrom
Das durch Qualzucht am stärksten verbreitete Problem, ist das Brachyzephale Syndrom, manchmal auch als OLS (=Obere-Luftwege-Syndrom) bezeichnet. Brachyzephalie bedeutet wörtlich übersetzt Kurzköpfigkeit. Es handelt sich um eine angeborene, starke Deformation des Schädels. Dabei wurde die Schnauze durch gezielte Zucht verkürzt und teilweise auch der Kopf als Ganzer runder. Sie macht sich bemerkbar durch eine geräuschvolle Atmung, Kurzatmigkeit, starke Schnarchgeräusche. Problemen beim Kauen und Fressen entstehen durch ein deformiertes Gebiss.
Zu weiteren typischen Qualzuchtmerkmalen zählen laut tieranzeigen.at folgende Probleme
Entzündungen der Haut zum Beispiel beim Shar Pei, Schädelknochenlücken wie beim Chihuahua oder der Vorfall des Augapfels wie er etwa beim Mops häufig auftritt. Weitere von tieranzeigen.at ins Feld geführte Argumente sind die zu kurzen Beine beim Dackel und der Munchkin Katze oder Bandscheibenvorfälle, wie sie dem Basset Hound passieren. Die Dermoidzysten beim Rhodesian Ridgeback und Gebissanomalien bei Nackthunden sind ebenfalls Thema.
Ausnahmen will die Plattform nur für den Tierschutz machen
Tieranzeigen.at ist sich bewusst, dass es auch innerhalb ihrer „als Qualzucht eingestuften Rassen“ einzelne Exemplare mit weniger ausgeprägten Qualzuchtmerkmalen geben kann. Es übersteige jedoch bei weitem den Rahmen der Vermittlungsplattform, einzelne Tiere als „gesund“ einzustufen und zuzulassen. Deshalb wird es auch vorerst keine diesbezüglichen Ausnahmen geben.
Vermittlungen durch Tierheime und Tierschutzvereine, sowie Notfallvermittlungen durch Privatpersonen gemäß österreichischem Tierschutzgesetz § 8a Abs. 2 Z 4, sind hiervon ausgenommen.
OTS tieranzeigen.at 21.2.2021
Es kann und darf nicht sein, dass Hunde und Katzen bewusst zu „Krüppeln“ gezüchtet werden.
Tieranzeigen.at fordert eine grundlegende und dringende Überarbeitung der Zuchtregeln für diese Rassen, die auch seitens eines verbands- und vereinsunabhängigen Expertengremiums beurteilt und kontrolliert werden sollten. Erst wenn sichergestellt ist, dass ein Verein alles dafür unternimmt, den Qualzuchtmerkmalen der jeweiligen Rasse entgegenzuwirken, steht einer Vermittlung nichts mehr im Wege – eine Genehmigung des Expertengremiums vorausgesetzt.
Nicht die Befriedigung von bestimmten Trends in der Gesellschaft, sondern die Gesundheit der Tiere, muss bei einer Zucht ohne Wenn und Aber an oberster Stelle stehen
OTS tieranzeigen.at 21.2.2021
tieranzeigen.at verbietet nicht nur Qualzucht
Die Plattform ist nicht klein, tieranzeigen.at wurde 2007 gegründet und hat über 130.000 registrierte User aus Österreich und Deutschland Die Seite hat ( Stand 2020) 19 Mio. Seitenaufrufe, 1,6 Mio. Unique Visitors pro Monat und seit Bestehen über 40.000 Tierheim-Tiere vermittelt. 2015 hat Gründer und Geschäftsführer Markus Paß bereits private kommerzielle Anzeigen auf seiner Plattform gesperrt. Gemeinsam mit Vier Pfoten und der Stadt Wien wollte man damals ein Zeichen gegen den Onlinehandel mit Tieren setzen. Ab da durften nur noch behördlich gemeldete Züchter, landwirtschaftliche Betriebe und Tierschutzvereine mit einer gültigen Vereinsregisternummer, Tiere auf tieranzeigen.at verkaufen. 2017 expandiert Paß nach Deutschland auch hier müssen Hundezüchter für tieranzeigen.com einen Nachweis übermitteln dass Sie in einem Verein züchten (Kopie der Zwingerschutzkarte) oder eine behördliche Bestätigung vorweisen, wenn eine gewerbliche Zucht vorliegt.
Wird der Handel ausweichen wenn tieranzeigen.at Qualzucht verbietet?
Man sagt: „Das regelt der Markt“ – aber tut er das, und wenn ja, wie tut er das? Tieranzeigen.at ist Teil des Marktes und wenn tieranzeigen.at Qualzucht verbietet, dann hat das Einfluss auf den Markt. Vermehrer haben es mittlerweile schon schwer ihre Hunde an den Mann zu bringen und der illegale Tierhandel boomt zwar, ist aber angreifbar geworden. Für Züchter und Verbände wäre es ratsam in einen Diskurs zu treten. Dem Thema Qualzucht kann man sich nicht verweigern. Wenn die betroffenen Rassen weiterbestehen sollen, darf man nicht den Kopf in den Sand stecken, denn sonst regelt es tatsächlich der Markt.
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