Von Vermehrern und billigen Hunden

Home » Von Vermehrern und billigen Hunden

Geschichten von Vermehrern und billigen Hunden sind selten schön. Das trifft auch auf den aktuellen Fall zu der in Niederösterreich spielt. Er kam ins Rollen als am 5. Februar 2022 ein Zeuge auf der Polizeiinspektion Ravelsbach eine Anzeige erstattete. Die Polizei erfuhr, dass bei einem Keller in Zemling, Bezirk Hollabrunn, ein Hundewelpe in einen Pkw mit Wiener Kennzeichen eingeladen wurde. Dies soll sich auch schon am 3. Februar 2022 zugetragen haben. Hundegebell habe der Zeuge aus dem Presshaus bereits schon seit ca. November 2021 gehört. Der Fall zog sich quer durch das Weinviertel. Von Zemling über Straßhof an an der Nordbahn bis Wulzeshofen. Die Beschuldigte ist eine 31-jährige Frau, serbischer Staatsangehörigkeit, die in Straßhof an der Nordbahn, Bezirk Gänserndorf, aufhältig ist. Es geht um illegalen Hundehandel um Tierquälerei und um billige Hunde. Es geht aber auch um jene Menschen, die billige Hunde kaufen.

Import von Hunden – Tierschutz oder Geschäft / Bild bojanstory

Der Handel mit billigen Hunden

Mit der Corona-Pandemie stieg die Nachfrage nach Hunden. Billige Welpen wurden zu einer begehrten Ware. Nicht nur in Österreich auch in Deutschland wurden viele, sehr viele Vierbeiner über Internet und Kofferraum verkauft. Auf der Expertise 2021, einer virtuellen Fachkonferenz von MSD Tiergesundheit, diskutierten am 12. Mai 2021 fünf Expertinnen und Experten im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum Thema: „Import von Hunden – Tierschutz oder Geschäft?“. Im Fokus standen die medizinischen Herausforderungen, die der illegale Welpen-Handel sowie der Import von Hunden über vermeintliche Tierschützer aus dem europäischen Ausland mit sich bringt und die Frage, was den Kampf gegen die kriminellen Geschäfte so schwierig macht.

Die ersten Zahlen für 2021 zeigen deutlich, dass der illegale Tierhandel in diesem Jahr einen traurigen Rekord brechen wird. Der Blick auf die vielen erkrankten und verstorbenen Tiere lässt schon jetzt erahnen, wie viel Tierleid infolge des kriminellen Handels noch entstehen wird. Noch etliche Tiere werden dieses Jahr ihr Leben verlieren

Dr. Romy Zeller, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. (Link)

Die Nachfrage nach Hunden ist so groß, dass seriöse Züchter diese nicht decken können. Vermehrer füllen diese Lücke zwischen Angebot und Nachfrage. Das Wohl eines Hundes hat für Vermehrer und Hundehändler allerdings keine Bedeutung. Ihr Geschäftsmodell basiert darauf schnell und billig zu produzieren und mit Gewinn zu verkaufen. Die Muttertiere und auch die Welpen bleiben dabei auf der Strecke. Das zeigt auch der Fall aus dem Weinviertel. Wer Tiere in Kellerverschlägen, in Dunkelheit und Kälte, ohne ausreichende Versorgung hält ist kein Tierfreund. Die Käufer dieser „Kellerwelpen“ können nicht sagen, sie hätten es nicht gewusst. In den Medien findet sich ausreichend Information. Käufer von Billighunden blenden das allerdings aus. Für sie sind Preis und Verfügbarkeit die ausschlaggebenden Kriterien, nicht Hundeliebe oder Tierschutz.

Wien gegen illegalen Tierhandel

Das Leid der Vermehrerhunde

Darüber wurde viel geschrieben, es mangelt also nicht an Aufklärung, jeder Käufer eines Vermehrerhundes weiß wie das Leben der Hundemutter und ihrer Welpen aussieht. Auch der vorliegende Fall zeigt das eindrücklich. Kalte Kellerverschläge, keine medizinische Versorgung, kaum Futter und Wasser. In Straßhof an der Nordbahn bot sich der Polizei ein fürchterliches Bild. In einem Zimmer befand sich ein etwa 14-16 Wochen alter Rottweiler-Rüde. Dieser dürfte bereits öfter seine Notdurft am Boden verrichtet haben, da mehrere Urin- und Kothaufen vorgefunden werden konnten. Im Keller des Einfamilienhauses wurden insgesamt sechs eingesperrte Hundewelpen vorgefunden. Dabei handelte es sich um etwa 4 Wochen alte Husky-Welpen. Ihnen standen zwei kleine Teller mit Fleischfutter zur Verfügung, Wasser wurde nicht vorgesetzt. Der Boden war mit Sägespäne bestreut, welche jedoch bereits stark durch den Urin der Hunde aufgeweicht waren.

Wer Tiere quält, ist unbeseelt und Gottes guter Geist ihm fehlt, mag noch so vornehm drein er schaun, man sollte niemals ihm vertraun

angeblich J.W. Goethe

Ähnliche Zustände herrschten in der Liegenschaft in Wulzeshofen. Dort befanden sich fünf erwachsene Rottweiler und vier erwachsene Huskys sowie zwei Huskywelpen. In den insgesamt fünf Hundezwingern war verschmutztes, teilweise veralgtes Trinkwasser für die Tiere vorhanden, die Böden waren mit altem und frischem Kot beschmutzt. Das Trockenfutter für die Hunde war lediglich lose in den Zwingern verstreut. Bei einer Rottweiler-Hündin wurde eine akute Augenentzündung diagnostiziert, bei einer weiteren Rottweiler-Hündin wurden ausgeprägte Zitzen festgestellt.

Illegaler Welpenhandel und Pandemie

Die gesundheitlichen Konsequenzen für Billighunde

Das Leid, das Vermehrerhunde erfahren, manifestiert sich und hat lebenslange Auswirkungen auf die Tiere. Epigenetische Schäden, die durch diese Art der Haltung und Aufzucht entstehen, sind auf den ersten Blick nicht sichtbar. Allerdings bestimmen sie das weitere Leben des Hundes. Wer billig kauft, der kauft diese Vergangenheit mit. Vermehrerhunde werden später häufig zu schwierigen und/oder kränklichen Hunden. Wenn sie es schaffen zu überleben, Vermehrer kalkulieren mit einem „Drop Out“, nicht alle Welpen überleben solche Bedingungen. Der Tierschutzverein Dechanthof kann davon ein Lied singen. Im Zuge zweier polizeilichen Überprüfungen wurden 14 Huskys sowie 8  Rottweiler aus illegalem Welpenhandel beschlagnahmt und in dieses Tierheim gebracht. Einige der Welpen sind Parvo positiv, das ist teuer und aufwändig. Geschichten von Vermehrern und billigen Hunden enden oft im Tierschutz.

LINK Tierheim Dechanthof

Hundehandel seit 2017

Mittlerweile wurde bekannt, dass die 31-jährige Serbin bereits seit 5 Jahren Hundehandel betreibt. Laut Polizei beginnt der Fall im Jahr 2017. Es wurden dutzende mutmaßliche Opfer des illegalen Handels mit Hundewelpen bereits ausgeforscht. Nachdem die Hundewelpen über fünf Jahre hinweg weitergegeben wurden, werden noch zahlreiche weitere Käuferinnen und Käufer vermutet. Daher hat die Polizei einen Aufruf gestartet. Personen die bei der Beschuldigten Welpen gekauft haben sollen sich melden. Hinweise werden an das Büro Öffentlichkeitsarbeit der Landespolizeidirektion Niederösterreich unter Mailadresse Oeffentlichkeitsarbeit-N@polizei.gv.at oder telefonisch an die Polizeiinspektion Ravelsbach, Telefonnummer 059133-3418, erbeten. Dafür hat die Polizei ein Bild der Beschuldigten veröffentlicht.

Bild LPD (Beschuldigte)

Es liegt am Konsumenten

Solange es Käufer für billige Hunde gibt, solange werden Vermehrer billige Hunde produzieren und handeln. Es liegt daher auch am Käufer sein Konsumverhalten zu überdenken. Wer sich beim Hundekauf als „Schnäppchenjäger“ betätigt, der unterstützt und fördert Tierleid. Die Ausrede „das habe ich nicht gewusst“ funktioniert nicht mehr. Geschichten von Vermehrern und billigen Hunden gibt es viele und sie alle haben eines gemeinsam: Tierquälerei.

Kommentar verfassen

Nach oben scrollen