Was tun bei Leinenaggression?

Home » Was tun bei Leinenaggression?

Leinenaggression macht das Zusammenleben mit einem Hund schwer. Ein leinenaggressiver Hund belastet seinen Hundehalter und beide belasten ihre Mitmenschen, denn meist gibt es wenig Verständnis für einen Freizeitzerberus. Dabei können manche Hundebesitzer gar nicht viel dafür, dass ihr Hund so geworden ist. Bereits ein paar unerfreuliche Kontakte an der Leine mit einem freilaufenden Tutnix können einen Vierbeiner leinenaggressiv machen. Hunde, die mehrmals gebissen wurden, neigen dazu für Distanz zu sorgen. Was also tun bei Leinenaggression?

Symbolbild/pexels

Was ist Leinenaggression überhaupt?

Ganz simpel: wenn ein Hund an der Leine ein aggressives Verhalten zeigt, dann hat man es mit Leinenaggression zu tun. Eine Leine hat einen erheblichen Einfluss auf die Körpersprache des Hundes und seine Bewegungsmöglichkeiten. Denn sie schränkt einen Hund ein. Dazu kommt, dass Stimmung und Emotion des Hundehalters via Leine (und Nähe) auf den Hund übertragen werden. Auch das kann ein verstärkender Faktor sein. Das aggressive Verhalten kann sich durch ein leises Knurren aber auch durch lautes Bellen äußern. Manche Hunde stellen nur „die Bürste“ auf, andere springen wie wild in die Leine. Was Leinenaggression aber nicht ist: ein Schicksal, denn man kann dagegen etwas tun.

Aggression gegenüber anderen Hunden

Leinenaggression hat unterschiedliche Ursachen

Die Ursachen sind so vielfältig wie die Hunde, die dieses Verhalten zeigen. Es gibt also kein Standardrezept gegen leinenaggressives Verhalten. Zwei Faktoren, die dieses Verhalten beeinflussen kennen wir bereits, die Leine selbst und die Ausstrahlung des Hundehalters auf seinen Hund. Ein weiterer Faktor sind die gemachten Erfahrungen des Vierbeiners. Ein Hund, der zum Beispiel, angeleint an seinen Hundehalter, gebissen wird, vertraut seinem oberen Ende der Leine nicht mehr. Beim Thema Leinenaggression hakt es meist an zwei Dingen, dem Vertrauen und der mangelnden Führung. Denn Hunde stehen auf Kompetenz, wenn sie meinen, dass ihr Zweibeiner in einer Situation diese nicht hat, dann übernehmen sie das Kommando.

Müssen Hunde „immer sozial“ sein

Ein Rezept gibt es aber das erspart nicht die Ursachenforschung und einen guten Hundetrainer

Einen Hund führen bedeutet, oberes und unteres Ende der Leine müssen einander beachten und aufeinander eingehen, also kooperieren. Wenn Hund und Halter gelangweilt neben einander herschlapfen, dann ist das keine „Führung“. Trifft so ein Mensch-Hund-Team auf einen anderen Hund, dann ist in dieser Situation nicht klar wer wie agiert. Also sollte man mit seinem Hund grundsätzlich klären, wer wofür zuständig ist. Wenn man nicht die Sozialkompetenz auf vier Pfoten an der Leine hat, ist es ratsam als Hundehalter zu agieren. Sprich: der Mensch sagt klar was gemacht wird. Muss man einen fremden Hund passieren, dann sollte man als Hundeführer zwischen dem eigenen und dem fremden Hund sein. Wohlgemerkt: physisch und psychisch, das heißt man muss präsent sein, den Puffer spielen. Nie nimmer nicht darf man den Hund in dieser Situation „beruhigen“ wollen oder stehenbleiben.

Symboldbild/pexels

Es gibt Fehler die man einfach nicht machen sollte

Im Artikel „Jeder erzieht seinen Leinenrowdy selbst“ sind einige Fehler nachzulesen. Viele Hundetrainer geben ihren Schülern anscheinend den Tipp, einen leinenaggressiven Hund abzulenken oder vorbeizufüttern. Das Ergebnis ist: diese Hundehalter bestätigen (unabsichtlich) das Fehlverhalten des Hundes. Es spricht nichts gegen ein Leckerlie, aber wenn, dann erst nachdem die Situation gemeistert wurde, nicht mittendrinn. Manche Hundehalter glauben, dass sich ihr Hund „fürchtet“, wenn er auf einen anderen Hund mit aggressiven Verhalten reagiert. Leinenrowdys fürchten sich nicht zwingend, sie wollen vielmehr ihren Stress abbauen, den sie aus verschiedensten Gründen, aufgebaut haben. Kleinzerberus zu tätscheln oder zu streicheln, während er randaliert, ist kontraproduktiv da damit das gezeigte Verhalten bestätigt wird.

Jeder erzieht seinen Leinenrowdy selbst

Die Sache mit der eigenen Angst

Ein Hund orientiert sich immer an seinem Zweibeiner. Vierbeiner haben eine ausgesprochen gute Beobachtungsgabe und sind sehr empathisch für unsere Stimmungen und Emotionen. Wenn wir Angst vor einer Hundebegegnung haben übertragen wir das, dann können zwei Dinge passieren: Entweder unser Hund fürchtet sich ebenfalls oder er geht in die Offensive. Das hängt vom Charakter des jeweiligen Hundes ab. Wenn wir verkrampft sind, dann wird sich unser Hund zumindest fragen warum oder er wird ebenfalls die Bürste aufstellen. Eine ehrliche Selbstanalyse ist eine gute Grundlage für die Wahl der Strategie, wenn es um Hundebegegnungen geht. Die Faustregel ist: wenn wir uns nicht wohlfühlen, dann vermeiden wir die Begegnung.

Symboldbild/pexels

Auf den Bauch hören ist immer gut

Wir Menschen haben ein Bauchgefühl, wir müssen nur darauf hören. Man nimmt unbewusst viel schneller und viel mehr Informationen auf, als dies bewusst möglich wäre. Diese unbewusste Wahrnehmung, das ist das Bauchgefühl. Wir sollten uns selbst ernst nehmen, wenn sich der Bauch bei einem sich annähernden Mensch-Hund-Team verkrampft. Vielleicht sind die Vierbeiner nicht kompatibel oder möglicherweise liegt es an dem anderen Hundehalter, das ist egal. Wir müssen das, in der Situation, nicht analysieren, wir müssen handeln. Es ist in so einem Fall gut, den eigenen Hund anzuleinen und den anderen Hundehalter darum zu bitten, selbiges zu tun.

Symbolbild/pexels

Die Sache mit der Leine

Eine freie Hundebegegnung läuft niemals frontal ab und ist von intensiver Kommunikation begleitet. Hunde laufen Bögen, zeigen Beschwichtigungssignale, Kopf abwenden zum Beispiel, oder schnüffeln am Boden, bevor sie auf Tuchfühlung gehen. Manchmal brechen sie eine Annäherung auch ab. Das geht an einer Leine nicht. Manche Hundehalter machen bei Leinenbegegnungen den Fehler, den Hund zwangszubeglücken. Oft werden Hunde, die einfach mehr Abstand benötigen, von ihren Menschen viel zu nah an andere Vierbeiner herangeführt. Der Hund ist dann in einer Situationen, die er gar nicht haben will. Was soll er also tun? Er wird versuchen den anderen Hund auf Distanz zu halten. Übrigens – wenn ein Hund zu einem anderen hinzieht, heißt das nicht zwingend, dass er einen netten Kontakt pflegen möchte. Es kann durchaus ein Zeichen dafür sein, dass er den Artgenossen einfach “vergrämen” will. Ein Tipp: Hundebegegnungen an der Leine schaffen selten tiefe Freundschaften.

Hund – Halter – Hundeleine

Wir haben es auch mit Frust zu tun

Manche Hunde, meist sind es Vierbeiner, die ohne Leine recht freundlich sind, wollen unbedingt zu anderen Hunden hin. Die Leine hindert sie daran, das kann Frust auslösen und wenn sich genug Frust aufbaut, dann schlägt das meist in Aggression um. Ein Hund der Frust nicht aushält, ist ein guter Kandidat um ein Leinenrowdy zu werden. Hier muss man im Training an der Frusttoleranz ansetzen und mit Impulskontrolle arbeiten. Die Ursache für den Frust kann aber auch in einer falschen Konditionierung im Welpenalter liegen. Hunde die als Welpen und Junghunde darauf konditioniert wurden, dass andere Hunde Spielen und Toben bedeuten, tun sich später schwer die Einschränkung einer Leine zu akzeptieren. Hier können „Social-Walks“ wahre Wunder wirken, denn der Hund lernt, dass es auch an der Leine Spaß machen kann.

Stress beim Hund: Reaktionstypen und Stressfolgen

Gute Führung hat nichts mit „Alpha“ zu tun

Manche Hundehalter glauben, dass sie als „Rudelführer“ versagen, wenn der Hund eine Leinenaggression zeigt. Mit Hierarchie und Hühnerhackordnung hat dieses Problem nichts zu tun. Es geht um Kooperation, nicht um Macht oder Unterwerfung. Ein Hund pöbelt weil sein Mensch falsch agiert, nicht weil er die Weltherrschaft an sich reißen will. Leinenaggressive Hunde haben oft einen Menschen an der Leine der selbst unsicher bei Hundebegegnungen ist. Manche Menschen rucken zum Beispiel an der Leine, wenn eine Hundebegegnung ansteht. Das ist unangenehm für den Hund. Andere wieder verkrampfen, das überträgt sich. Einige werden aus Angst selbst aggressiv, das passiert vorzugsweise bei heranstürmenden Tutnixen, der Hund übernimmt dann diese Stimmung. Gute Führung hat mit klarer Körpersprache und entschiedenem Handeln zu tun, nicht mit Alpha, Beta oder Cäsar.

Was also tun bei Leinenaggression?

Ursachenforschung betreiben, den eigenen Hund lesen lernen, sich selbst realistisch reflektieren – all das hilft dagegen aber um einen guten Trainer kommt man meist nicht herum. Man braucht jemanden, der einen objektiven Blick von außen auf das Problem wirft. Die Korrektur eines unabhängigen Profi ist sein Geld wert. Bis das Training greift, ist es ratsam einsame Strecken zu gehen, großräumig auszuweichen und Kontakte mit fremden Hunden eher zu meiden. Wurde der Hund an der Leine gebissen, dann muss man am Vertrauen arbeiten, das ist ein langwieriger Prozess. Aber man kann sich trotzdem eine gute Zeit machen und so viel Positives wie möglich mit dem eigenen Hund erleben. Einsame Spaziergänge können sehr schön sein und gemeinsam Erlebtes verbindet.

Symbolbild/pexels

Leinenaggression ist ein ganzheitliches Thema

Sitz, Platz, Fuss hat dazu einen guten Artikel. Es wäre ein Fehler, die Leinenaggression als singuläre Baustelle zu betrachten. Wer einen Leinenrowdy hat, der muss sich damit abfinden, dass er ein komplexes Problem im Management seiner Hundehaltung hat. Aber Probleme sind dazu da um gelöst zu werden. Leinenaggression ist kein Schicksal und es ist kein Grund zu verzagen, es ist einfach ein Weg den man gehen muss und es ist ein Weg der sich lohnt, denn oft löst man damit auch die eigenen Probleme, nicht nur die, des Vierbeiners.

Leinenaggression: Es ist nicht immer das, wonach es aussieht
Das ist übrigens ein guter Artikel zum Thema

1 Kommentar zu „Was tun bei Leinenaggression?“

  1. Pingback: Jeder erzieht seinen Leinenrowdy selbst – DOGnews

Kommentar verfassen

Nach oben scrollen